Was ist der Krapfeneffekt?
Seit Jahren kämpfen unsere Städte und Dörfer mit dem Phänomen der aussterbenden Ortskerne. Vor den Türen der Gemeinden werden Einkaufszentren und Wohnsiedlungen angelegt, die alten Ortskerne verstummen. Im schlimmsten Fall entsteht durch die fehlende Aktivitäten Leerstand in ehemals lebendigen Zentren. Man spricht vom Donut-Effekt und der frisst die Ortskerne leer. Wenn es darum geht, ein Ortszentrum wachzuküssen, müssen nicht nur neue Aktivitäten ins Zentrum gebracht werden sondern ist auch ein Perspektivenwechsel und langer Atem der politische handelnden Personen notwendig. Der Ortskern muss wieder zu einem Testlabor für eine vitale Zukunft werden. Wir müssen einen Krapfen-Effekt erzeugen und in das Loch in der Mitte unserer Orte müssen wieder süße Marillenmarmelade und andere, innovative Füllungen kommen. Das Süßeste, die Fülle des Lebens, muss in die Mitte zurück.
Wie entsteht der Krapfeneffekt?
Damit der „Krapfen-Effekt“ eintritt, also das süße Leben wieder in die Ortszentren zurückkehren kann, ist ein umfassendes Bündel an Maßnahmen und vor allem Rückgrat und Ausdauer der handelnden Personen vor Ort nötig.
1. Innenentwicklung vor Außenentwicklung
An oberster Stelle steht das Bekenntnis von Politik und Verwaltung zur Devise „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. Das bedeutet: volle Konzentration auf die Stärkung der Ortsmitten und die Potentiale der Nachverdichtung im Bestand und klare Absage an die Zersiedelung im Speckgürtel, die „den Donut“ befördert.
2. Innovative Öffentlichkeitsbeteiligung
Die Bürgerschaft mit mutigen Beteiligungsprozessen zum gemeinsamen Weiterdenken zu motivieren und mit ihr eine Vielzahl an Ideen gemeinsam zu entwickeln, ist ein entscheidender Schritt in Richtung eines umfangreichen Raumrezeptes, mit dem sich am Ende die ganze Gemeinde wohlfühlt.
3. Installierung eines Zentrumskümmerers
Es hat sich gezeigt, dass für eine erfolgreiche Zentrumsbelebung eine sogenannte Kümmererperson benötigt wird, die dafür Sorge trägt, dass die im Masterplan vorgesehenen Projekte bedarfsorientiert und zeitgemäß umgesetzt werden.
Die Herausforderung
Wir brauchen ein umfassendes Bewusstsein für den sparsamen und intelligenten Umgang mit Grund und Boden. Das wird zwar in vielen Papieren formuliert und gefordert, jedoch werden nach wie vor täglich durchschnittlich rund 80 Hektar in Deutschland bzw. 20 Hekar in Österreich verbaut, was mit 100 Fußballfeldern in Deutschland bzw. 30 Fußballfeldern in Österreich gleichzusetzen ist.
Trotz hohem Leerstand in gut erschlossenen Ortskernen werden die meisten dieser neuen Einfamilienhaus- oder Gewerbegebiete in flächenverbrauchenden, neuen Baugebieten am Ortsrand umgesetzt. Es wäre jedoch wesentlich klüger und vor allem auch ressourcenschonender, unsere verödeten Orts- und Stadtzentren mit kreativen und zeitgemäßen Formen von Wohnen, Arbeiten, Handel und Freizeit zu beleben, vorhandene Gebäude und Flächen zu nutzen, umzubauen, weiter zu bauen oder, wo noch Platz ist, neu zu bauen. Diese kompaktere Bauweise und höhere Dichte sowie die dabei entstehenden Nutzungsdurchmischungen sind essentiell für den Sozialraum der Menschen und auch für ein intaktes Ortsbild. Und sie dämmen den Flächenverbrauch ein.
Die Ortskernkonferenz
Aus Donuts müssen Krapfen werden. Seit Jahren kämpfen unsere Städte und Dörfer mit dem Phänomen der aussterbenden Ortskerne. Wir kümmern uns um die Orts- und Stadtkerne und laden all jene zum Austausch ein, die die süße Fülle zurück in die Ortszentren bringen wollen.